#14 - Patrice Poutrus über ein Leben voller Geschichte:

Shownotes

Unsere extralange Folge vor Weihnachten 2023 und wir haben den Historiker Patrice Poutrus zu Gast. Seine Lebensgeschichte beginnt in Treptow, nimmt Umwege über Friedrichshain und hat sich wieder in Schöneweide zurechtgefunden. Wir sprechen über viele Erlebnisse im geteiliten und vereinten Berlin, über verwehrte und dann doch gelungene Bildungschancen. Wir sprechen über Forschung zum Goldbroiler, dem Bild auf die DDR und der Migrationsgesellschaft Ostdeutschlands. Dabei geht es auch viel um Gefühle. Nicht zuletzt sprechen wir über die besondere Zeit der 1990er Jahre, in denen es für Patrice in Ostberlin immer gefährlicher wurde und Kreuzberg die Rettung war.

Der Podcast wird gehostet von Dr. Özgür Özvatan und Dr. Daniel Kubiak

Produziert wird er vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migratiosnforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, in den Tonstudios des CMS in Berlin-Adlershof

Kommentare (1)

Birgit Glorius

Lieber Daniel, Lieber Özgür, gestern habe ich Eure B.O.M. Folge mit Patrice Poutrus gehört, die mich erneut sehr berührt hat. Ihr schafft es immer wieder, eine Atmosphäre aufzubauen, in der sich Eure Gesprächspartner*innen vollkommen öffnen, und das finde ich wirklich bemerkenswert. In diesem Fall gibt Patrice Einblicke in seine eigene Verletzlichkeit im Kontext seiner Forschung und Ihr diskutiert, wie Emotionalität in der eigenen Forschung eigentlich ausgehalten wird und warum es im Wissenschaftsbetrieb keinen Platz dafür gibt. Du bringst dann selbst Beispiele, wie Du in Vorträgen mit Deinen Emotionen kämpfen musst. Ich finde das so ehrlich und das berührt mich sehr. Mir geht es regelmäßig ebenso, wenn ich in Vorträgen Zitate aus den Interviews mit Geflüchteten einbaue und diese vorlese. Ich muss in diesen Momenten an die Gesprächspartner*innen zurückdenken. Wie authentisch, mutig und ehrlich sie ihre meist sehr erschütternden Geschichten uns unbekannten Dritten erzählt haben. Wie viele Emotionen bereits in dieser Situation im Spiel waren. Wie sehr ich ihnen eine positive Zukunft wünsche. Wie verwundbar sie sich mit ihrer Offenheit gemacht haben, und was für eine große Verantwortung damit auch für uns als Wissenschaftler*innen einhergeht, mit diesen Zitaten sorgsam umzugehen. Meist beobachte ich eine Eigenreaktion, dass ich meine Emotionen niederkämpfe und stattdessen besonders um Nüchternheit bemüht bin, weil man sich ja nicht dem Vorwurf der Verkitschung, Unwissenschaftlichkeit oder Parteinahme aussetzen möchte. Patrice berichtet über implizite Unterstellungen, er könne bei seinem Forschungsthema als potenziell selbst Betroffener ja gar nicht objektiv sein. Anders herum wird Wissenschaftler*innen teils vorgeworfen, Themen zu kapern, von denen sie selbst nicht betroffen sind, und damit Betroffenen die Stimme wegzunehmen. Beide Unterstellungen lassen sich mit Rückgriff auf das Wesen wissenschaftlichen Arbeitens entkräften, aber trotzdem bleibt man unzufrieden zurück, wenn man in entsprechende Dispute verwickelt wurde. Ich glaube, die Frage der eigenen Positionalität als Wissenschaftler*in muss noch viel intensiver öffentlich reflektiert werden. Wir müssen mehr darüber nachdenken und sprechen, wie man es schafft, "objektiv" zu forschen und zu kommunizieren, aber zugleich auch Empathie zu zeigen und eine kritische Haltung einzunehmen. In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich für Eure tolle Arbeit in diesem Podcast und freue mich auf die weiteren Folgen!

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